Den Dämonen Nahrung geben

Liebe Glückskinder,

In vielen Geschichten werden Dämonen und Monster bekämpft. Der Held, die Heldin tötet den Drachen und das Problem scheint gelöst. Es ist sicher manchmal gut, gefährliche Gegner zu bekämpfen und sie ins Gefängnis zu bringen, aber oft laufen wir Gefahr, alles, was sich unangenehm anfühlt, weg haben zu wollen und uns im Kampf dagegen zu stellen.

In diesem Beitrag wollen wir Euch eine neue Möglichkeit vorstellen, unseren „Dämonen“ zu begegnen. Wenn wir ihnen nachspüren, sie kennen lernen und wichtige Fragen stellen, können sie sich verwandeln und geben sogar einen Schatz frei.

Neugierig geworden? Lest nach, was Dämonen in diesem Zusammenhang eigentlich sind und wie wir sie in fünf Schritten zu unseren Verbündeten machen können. 

Wir haben auch einen Buchtipp für Deine Eltern: Tsültrim Allione; Den Dämonen Nahrung geben; Buddhistische Techniken zur Konfliktlösung; Arkana, München

Wenn wir hier von Dämonen sprechen, dann geht es nicht um Monster aus Horrorfilmen, sondern um unsere inneren Reaktionen auf jemanden, der uns ärgert, um unsere Ängste und Sorgen oder um die Momente, in denen wir uns ganz schrecklich wütend, klein oder traurig fühlen.

Unangenehme Gefühle wollen wir normalerweise schnell loswerden und wir neigen dazu, der Person, die sie ausgelöst hat oder uns selbst die Schuld dafür zu geben. Wir machen die anderen oder uns selbst runter und versuchen so das damit verbundene Gefühl in uns zu bekämpfen. Oft erfolglos. Vielleicht gelingt es uns, kurzzeitig Erleichterung zu bekommen, aber in einer nächsten ähnlichen Situation fühlen wir uns wieder ganz genau so schlecht und wissen nicht weiter.

In dieser Methode in fünf Schritten, geht es darum, den inneren „Dämon“, der uns so in Bedrängnis bringt, etwas besser kennen zu lernen und ihm das zu geben, was er wirklich braucht. Erstaunlicherweise können wir wichtige Informationen von ihm bekommen und am Ende verwandelt er sich sogar in einen Verbündeten – was für ein Schatz.

Und so wird’s gemacht:

Vorbereitung

Stell zwei Stühle oder zwei Kissen gegenüber. Ein Platz ist für Dich und der andere Platz ist für den „Dämon“ frei. Setz Dich auf Deinen Platz, schließe die Augen und atme ein paar Mal ruhig ein und aus. Für manche Kinder ist es einfacher, die Übung mit geschlossenen Augen weiterzumachen.

Schritt 1: Den Dämon finden

  • Such Dir ein Thema aus, mit dem Du arbeiten möchtest. Frag Dich, wer oder was macht Dir ein unangenehmes Gefühl. Entscheide Dich für das Thema, das Dir als erstes in den Sinn kommt. Vielleicht ist es eine Prüfung, die Dir bevorsteht, vielleicht hattest Du einen Streit mit Deiner besten Freundin – es eignen sich alle Themen, die eine starke Emotion von Abneigung oder „unbedingt Habenwollen“ auslösen.
  • Jetzt spüre in Deinen Körper hinein und beobachte, wie sich das Thema innerlich anfühlt. Lass für einen Moment alle Gedanken, die Du dazu hast, vollkommen beiseite und frage Dich: Wo im Körper kannst Du es am stärksten fühlen? Wie ist diese Empfindung? Gibt es eine Farbe eine besondere Beschaffenheit, einen Druck? Versuche die Empfindung ganz genau zu beschreiben. Lass Dir Zeit.

Foto von Marloes Hilckmann auf unsplash.com

Schritt 2: Dem Dämon eine Gestalt geben und fragen, was er braucht

  • Im nächsten Schritt versuche dem nachzuspüren, wenn dieses Gefühl eine Gestalt mit Armen, Beinen und einem Körper wäre, wie würde es aussehen? Welche Farbe hat dieser Dämon, welches Geschlecht? Wie groß ist er oder sie, wie ist sein Augenausdruck, in welchem Gemütszustand ist er? Nimm Dir Zeit, ein lebendiges Wesen vor Deinem inneren Auge entstehen zu lassen. Du musst nichts erfinden, das kommt ganz von selbst.
  • Jetzt frage den Dämon
    • Was willst Du von mir?
    • Was brauchst Du von mir?
    • Wie fühlst Du Dich, wenn Du bekommst, was Du brauchst?
  • Tausche sofort, nachdem Du diese Fragen gestellt hast, Deinen Platz mit dem Dämon.

 Schritt 3: Der Dämon werden

  • Setze Dich nun gegenüber auf den Stuhl oder das Kissen und erlaube Dir für kurze Zeit, in die Haut des Dämons zu schlüpfen.
  • Beobachte, wie Du Dich in seiner Rolle fühlst.
  • Und schau Dir an, wie Dein normales „Ich“, das Dir jetzt gegenüber sitzt aus der Sicht des Dämons aussieht.
  • Jetzt beantworte die drei Fragen
    • Was ich von Dir will, ist…
    • Was ich von Dir brauche, ist…
    • Wenn ich bekomme, was ich brauche, fühle ich…

Schritt 4: Dem Dämon Nahrung geben

  • Nimm jetzt Deinen ursprünglichen Platz wieder ein und schau den Dämon Dir gegenüber an.
  • Stell Dir vor, wie Du Deinen Körper in Nektar auflöst und den Dämon damit fütterst. Der Nektar ist genau das Gefühl, das der Dämon fühlt, wenn er bekommt, was er braucht. Er hat es Dir als Antwort auf die letzte Frage genannt. Das kann Entspannung, Frieden, Mitgefühl oder etwas Ähnliches sein.
  • Füttere den Dämon, bis er vollkommen satt und ganz zufriedengestellt ist.

Dem Verbündeten begegnen

  • Für gewöhnlich verändert sich der Dämon, wenn er sich so richtig satt gefressen hat. Du kannst auch fragen: Wie würdest Du aussehen, wenn Du vollkommen zufrieden gestellt wärst. Es kann auch sein, dass sich der Dämon vollständig auflöst.
  • Frage das veränderte Wesen, ob es Dein Verbündeter ist, oder fordere eine/n Verbündeten auf, vor Dir zu erscheinen.
  • Nimm auch dieses Wesen in allen Einzelheiten wahr.
  • Stell ihm/ihr folgende Fragen:
    • Wie wirst Du mir helfen?
    • Wie wirst Du mich beschützen?
    • Welches Versprechen kannst Du mir geben?
  • Tausche jetzt Platz mit dem neuen Wesen.
  • Beobachte eine Zeit lang, wie Du Dich in seiner Rolle fühlst.
  • Und schau Dir an, wie Dein normales „Ich“, das Dir jetzt gegenübersitzt, aus der Sicht der/des Verbündeten aussieht.
  • Jetzt beantworte diese drei Fragen
    • Ich werde Dir helfen, indem ich…
    • Ich werde Dich beschützen, indem ich…
    • Ich verspreche Dir, dass…

Schritt 5:  Mit der/dem Verbündeten verschmelzen und Ruhen

  • Nimm Deinen ursprünglichen Platz wieder ein. Spüre, wie seine Hilfe, sein Schutz und sein Versprechen zutiefst wirken. Lass Dir Zeit, damit sich dieses Gefühl in Dir entfalten kann.
  • Stell Dir jetzt vor, wie sich dieses Wesen vollkommen in Licht auflöst und mit Dir verschmilzt. Spüre dem nach.
  • Jetzt löst ihr euch beide auf und Du ruhst für ein paar Atemzüge einfach in der Offenheit des Moments ohne Eile oder einen bestimmten Gedanken.

Das war schon die Übung und Du kannst uns gerne schreiben, welche Erfahrungen Du damit gemacht hast. Wenn Du willst kannst Du auch ein Bild von Deiner/m Verbündeten malen, dann hast Du ihn oder sie immer an Deiner Seite, wenn Du sie oder ihn brauchst. Du kannst die Übung so oft Du möchtest mit den unterschiedlichsten Themen und Gefühlen (Dämonen) machen und manchmal braucht ein Dämon auch mehrere Sitzungen, bis sich der/die Verbündete zeigt.

Eins ist sicher, wenn Du so mit Deinen Dämonen umgehst, wirst Du ganz viele Schätze entdecken, die er bewacht und die Du nun für Dich nutzen kannst.

Damit das Glück weiter geteilt wird, schreibt uns doch gern Eure Erfahrungen mit den Glücks-Aktionen: Was funktioniert besonders gut, mit wem macht Ihr die Übungen etc.? Wir freuen uns auch über Anregungen und Ideen oder Fotos von Euren Ergebnissen: glueck@spielkultur.de

Hier findest Du noch weitere Übungen und Tipps, die Du ausprobieren kannst, wenn Du wütend, traurig oder anderweitig schlecht drauf bist:

Ein Beitrag von Vera Lohmüller für PA/SPIELkultur e.V.

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