Liebes Glückskind
Es gibt ein kleines wunderbares Land, von dem man sagt, es sei das Land des Glücks. Habt Ihr schon mal von dem kleinen Land Bhutan gehört?
Man sagt von diesem Land, es sei das glücklichste der Welt!
Sätze wie: „Das Land des Glücks, der glücklichste Ort der Welt“ und „Geld allein macht nicht glücklich“ sind hier ganz normal. Klingt das nicht ein bisschen wie im Märchen? Aber dieses Land gibt es wirklich! In Bhutan, dem kleinen Land zwischen Indien und China im Himalayagebirge, gibt es das Bruttonationalglück!
Was das ist und was es damit auf sich hat?

Tja! Es war einmal …
… König Jigme Singye Wangchuk, auch vierter König der K4 Dynastie genannt, der behauptete im Jahr 1979 in einem Interview mit einem indischen Reporter, Geld interessiere ihn nicht und sei nicht wichtig, sondern nur, ob die Bürgerinnen und Bürger in seinem kleinen Staat glücklich seien. Seit dem ist in Bhutan das Glück Staatsinteresse Nr. 1., das sogenannte Bruttonationalglück. Das bedeutet, wie glücklich das Land insgesamt ist. Da gibt es ein Ministerium für Glück, das Fragebögen nach dem Glücksgefühl der Leute in Bhutan entwirft und in der Hauptstadt Thiumphu am Forschungsinstitut „Centre of Bhutan Studies“ wird nach der „Glücksformel“ geforscht. Es wird Glücks-Forschung betrieben, die herausfinden soll, ob und wie die Menschen wirklich glücklich sind oder wie sie es werden können, wenn sie es nicht sind.

Ist das nicht eine tolle Idee? Vielleicht sollten wir mal über unseren Tellerrand schauen und uns vom Glück dort eine Scheibe abschneiden?!
Vielleicht sollten wir auch ein Glücksministerium und Glücksforschung betreiben in unserem Land!? Immerhin gibt es in einigen Städten und Bundesländern einen Versuch des Unterrichtsfachs Glück im normalen Schulunterricht, das ist doch ein Anfang (Ernst Fritz Schubert, 2007, Heidelberg).
Aber wie leben die Menschen im Land des Glücks, das auch Land des Donnerdrachens genannt wird, wirklich?

Hier sind ein paar Fakten, die wir uns zum Teil zum Vorbild machen könnten:
- Land des Donnerdrachens wird es auch genannt. Drachen gibt es allerdings dort nicht wirklich, doch eine absolut fantastische Natur mit vielen Regenwäldern, hohen Gebirgen mit 7000 Meter hohen Bergen, einer artenreichen Vielfalt und seltenen Tieren, die von den Menschen im Land geschützt werden. So findet man Schneeleoparden, blaue Schafe, den Himalaya-Schwarzbär, den Schwarzhalskranich, den Goldlangur, eine Affenart mit Goldkopf, die ziegenartige Takine und manche im Land glauben sogar an den Yeti, der dort im hohen Gebirge leben soll!
- Der Natur- und Umweltschutz gilt in Bhutan als eine der wichtigsten Säulen des Glücks. Ein erheblicher Teil des Königreiches sind Nationalpark und Naturschutzgebiete und es gibt insgesamt 72% bewaldetes Land. Die Verbindung zur Natur, der Erhalt dieser und das Bemühen, die Natur und die Tierwelt zu erhalten, gelten als Glücksfaktor. So ist das Königreich eines der grünsten Länder der Welt, d. h. es nimmt mehr Treibhausgase auf als es ausstößt.


Sollten wir uns das nicht auch zum Vorbild machen, mehr auf unsere Natur und unsere Tiere zu achten und sie zu schützen? Viel Zeit in der Natur zu verbringen, in den Wald zu gehen, keinen Müll in die Landschaft zu schmeißen, wäre schon ein erster Schritt in diese Richtung. Denn, eine schöne Natur zu haben und sich dort schützend zu verhalten, ist ein erster Schritt in Richtung Glücksformel! :–) und warum nicht selbst Pflanzen ziehen oder eine Baumpflanzaktion mitmachen?
- Die Menschen in Bhutan leben in einfachen Verhältnissen, sind aber sehr zufrieden mit dem was sie haben. Sicher macht sie auch der starke Bezug zu ihrem Glauben so zuversichtlich und zufrieden. Denn die Mehrheit der Menschen in Bhutan sind Buddhisten. Buddhistische Werte wie Einfachheit und Mitgefühl, Gemeinschaft und Gastfreundlichkeit sind dabei ganz wichtig. Die Menschen halten zusammen, es gibt sehr viele Zeremonien, Riten und Rituale. Bhutan ist ein spirituelles Land, das Streben nach Innerem Frieden und Achtsamkeit ist sehr bedeutend. Hunderte von heiligen Klöstern (das berühmteste ist das Tigernest, Bild s. unten), Gebetsfahnen und – Mühlen sind im ganzen Land verteilt und tragen zur spirituellen Atmosphäre bei, die das Wohlbefinden der Menschen steigert.

- Es werden sehr viele Feste gefeiert und viele Festivals veranstaltet, wie beispielsweise Masken- und Tanzfestivals (Tsechu). Traditionen wie das Tragen eines Gho für Männer (=karierter oder gemusterter bademantelartiger Umhang) und einer Kira für Frauen (= knöchellanges gewickeltes Kleid) sowie traditionelles Essen (Nationalgericht Datshi = Chilli-Käse-Eintopf, Hauptnahrungsmittel ist übrigens Reis/Nationalgetränk Suja= Buttertee) werden geehrt und bewahrt. Es ist sehr wichtig, freundlich, nett und höflich zueinander zu sein, denn das schafft ein unterstützendes und verbindendes Umfeld, was zum Zugehörigkeits- und Glücksgefühl beiträgt.

Machen wir es den Menschen in Bhutan nach, sind wir gastfreundlich zu „Fremden“, teilen unser Hab und Gut und versuchen mit dem zufrieden zu sein, was wir haben! Und feiern und tanzen wie in Bhutan. Warum nicht mal ein Buddhistisches Fest zusätzlich zum Weihnachtsfest feiern?!
- Besonderheiten in Bhutan: die Menschen haben einen offenen Sinn für Humor und Spaß. Gastfreundschaft, aber auch das Bewahren und Einhalten von Bräuchen und Ritualen sind wichtig. Manche Sitten und Gebräuche eines anderen Landes sind ungewöhnlich und fremd für uns, so gibt es in Bhutan folgende Besonderheiten: Der Kopf als gilt als das heiligste Körperteil, daher neigt man den Kopf als Zeichen der Höflichkeit. Man macht eine Verbeugung vor dem Hinsetzen und dem Aufstehen vom Tisch. Geschenke müssen auf jeden Fall erwidert werden, ansonsten gilt es unhöflich. Auch die Füße einer anderen Person entgegenzustrecken, gilt als unhöflich. Und das mindeste Zeichen der Gastfreundschaft: Unbedingt (Butter-)Tee oder Getränke anbieten!
- Übrigens kannst Du in Bhutan lange nach Ampeln suchen, die gibt es dort nicht. Den Verkehr in den Städten regelt die Verkehrspolizei. Die Menschen fahren Bus, es gibt keine Eisenbahn. Autos gibt es kaum, weil die Autosteuer sehr hoch ist. Plastiktüten und Tabak sind im ganzen Land verboten.

Das können wir hier lernen ...
Auch wenn Sitten und Gebräuche für uns ungewöhnlich erscheinen, sollen wir sie erhalten und die Sitten und Gebräuche anderer und auch unsere einhalten, wie z.B. Höflichkeiten und ein freundlicher Umgangston. Wer sich dran hält, merkt, wie gut das tut, sich gewürdigt und mit Respekt behandelt zu wissen. Man wird gesehen und wahrgenommen. Humor, Spaß und Freude zu haben, ist ebenfalls eine wichtige Säule des Glücks in Bhutan.

Kinder in Bhutan:
Auch wenn es in Bhutan Schulen gibt und das Land sich für ein kostenloses Schulsystem für alle einsetzt (Unterrichtssprache ist übrigens Englisch, aber auch die Landessprache Dzongkha wird gelehrt) sind die Bedingungen für ein gutes Schulsystem schlecht, weil dem Staat das Geld fehlt. Viele Kinder haben sehr weite und beschwerliche Schulwege. Und es fehlt an gut ausgebildeten Lehrkräften, Möbeln, Toiletten und Schulmaterial, wie Schulbücher. Noch dazu können viele Kinder die Schule nicht besuchen, da sie zuhause mithelfen müssen. Viele Familien leben in einfachen Verhältnissen, auch wenn das buddhistische Königreich am Rande des Himalaya Gebirges in den letzten Jahren eine tolle Entwicklung im Sozialen und Wirtschaftlichem gemacht hat, ist das Land leider immer noch arm. Das Land war lange Zeit isoliert und nahm am technischen Fortschritt erst spät teil, bspw. das Fernsehen und Internet gibt’s erst seit dem Jahr 1999. Heute haben 87% der Bevölkerung ein Mobiltelefon und es gibt inzwischen ca. 600 Schulen. Immerhin werden derzeit 89 von 100 Kindern eingeschult. Leider müssen viele Familien eines oder mehrere ihrer Kinder in Klosterschulen geben, damit es oder sie versorgt wird bzw. werden. Weg von den Eltern ist der Alltag für die kleinen Mönche dort oft sehr hart! Auch wenn fast alle Familien in Bhutan genügend zu essen haben, kommt es bei 9 von 10 Kindern unter 2 Jahren doch zu Mangelernährung. Das bedeutet, dass diese Kinder nicht ausreichend Vitamine und Nährstoffe bekommen, um gesund wachsen zu können. Und trotzdem sind die Kinder dort oft fröhlich und zufrieden und lachen viel!

Ihr merkt, dass nicht alles so gut läuft im Land mit der Glücksformel, wie man es sich wünscht. Vielleicht sollten wir dieses fantastische Land mit seinem Versuch, das Glücklichsein als Wichtigstes zu sehen, unterstützen, z. b. mit Spenden bei Hilfsorganisationen wie UNICEF (https://helfen.unicef.de/) oder anderen. Dann gibt es mehr Hilfen für sauberes Wasser, Schuleinrichtungen und vieles mehr.
Denn das steht fest, den Menschen dort zu helfen, das macht uns und die Menschen in Bhutan sicher sehr glücklich!

Damit das Glück weiter geteilt wird, schreibt uns doch gern Eure Erfahrungen mit den Glücks-Aktionen: Was funktioniert besonders gut, mit wem macht Ihr die Übungen etc.? Wir freuen uns auch über Anregungen und Ideen oder Fotos von Euren Ergebnissen: glueck@spielkultur.de
Hier findest Du ein paar Ideen, wie Du die positiven Ansätze und Einstellungen aus Bhutan auch bei uns umsetzen kannst:
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